Wasser abkochen
Das Trinken von verunreinigtem Wasser birgt mehrere Risiken. Erfreulicherweise existieren verschiedene Formen der Wasserreinigung. Eine der ältesten Formen ist das Abkochen. Wir erläutern, welche Wasserqualität sich damit erzielen lässt und wo die Grenzen liegen.
Kernidee: Hitze gegen Erreger
Meistens ist das Filtern die beste Form der Wasseraufbereitung. Allerdings ist es nicht immer möglich, weil beispielsweise kein Wasserfilter zur Verfügung steht. Je nach Verunreinigung kann sich in solchen Fällen das Abkochen anbieten.
Abkochen ist die richtige Wahl, wenn Wasser mit Erregern verunreinigt ist. Die häufigsten Erreger, die sich in potenziellem Trinkwasser befinden, sind Bakterien und Viren. Je nach Situation kann es auch mit anderen Mikroorganismen, wie z.B. Sporen, belastet sein.
Beim Abkochen wird dem Wasser enorme Hitze zugeführt. Sie hat eine Zerstörung der Erreger zur Folge. Diese können sich zwar weiterhin im Wasser befinden, jedoch keinen gesundheitlichen Schaden mehr anrichten.
Filtern oder Abkochen?
Gelegentlich fragen sich Menschen, wie sie mit verunreinigtem Wasser umgehen bzw. es filtern oder abkochen sollen. Für uns ist die Antwort eindeutig: Sofern möglich, sollte eine Filterung erfolgen. Sollte dies nicht möglich sein, bietet sich das Abkochen an.
Der Nachteil beim Erhitzen von Wasser besteht darin, dass ausschließlich Erreger abgetötet werden, jedoch keine Entfernung der restlichen Verunreinigungen erfolgt. Medikamentenrückstände, Schwermetalle und sonstige Chemikalien bleiben im Wasser zurück und können somit weiterhin eine gesundheitliche Bedrohung darstellen.
Im heimischen Bereich ist diese Form der Wasseraufbereitung primär interessant, wenn eine Keimbelastung des Wassers befürchtet wird oder gar nachgewiesen ist. Als Klassiker im Leitungswasser gelten Legionellen. Nach dem Trinken können diese Bakterien einen erheblichen gesundheitlichen Schaden anrichten. Sofern ein Verdacht besteht, sollte das Wasser am besten untersucht und in der Zwischenzeit abgekocht werden.
Ansonsten ist das Filtern die bessere Lösung, weil es - ein guter Wasserfilter vorausgesetzt - sämtliche Verunreinigungen entfernen kann. Somit steht ein sehr reines Wasser für den Trinkgenuss zur Verfügung. Sofern via Umkehrosmose gefiltert wird, sogar besonders reines Wasser.
Warum also Wasser abkochen?
Säuglingsnahrung
Säuglinge können gegenüber Keimen relativ empfindlich sein. Bei der Zubereitung von Ersatzmilch ist es daher üblich, das benötigte Wasser zuvor abzukochen. Aus Gründen des Komforts geschieht dies üblicherweise mit dem Wasserkocher.
Abkochgebot
Städte und Gemeinden können ein Abkochgebot aussprechen. Haushalte sind dann dazu aufgefordert, Leitungswasser vor dem Trinken abzukochen. Ein Abkochgebot wird ausgeprochen, wenn eine Kontamination mit Keimen in der öffentlichen Wasserversorgung festgestellt wird.
Outdoor-Touren
Das Abkochen von Wasser wird interessant, wenn keine Alternative existiert. Ein Klassiker sind mehrtätige Outdoor-Touren. Wer mehrere Tage in der freien Natur verbringt und nur begrenzt Trinkwasser mitnehmen kann, muss sich bei der Natur bedienen.
Auf vielen Touren klappt dies gut, d.h. es steht über Quellen und Bäche ausreichend Wasser bereit. Das Wasser, das aus zahlreichen Quellen kommt, ist äußerst rein und gilt daher als unbedenklich. Allerdings besteht keine hundertprozentige Sicherheit.
Eine Belastung, insbesondere durch Mikroorganismen, kann immer gegeben sein. Vor allem wenn das Wasser nicht direkt an der Quellmündung abgeschöpft wird. Unter Umständen findet einige hundert Meter stromauf eine starke Verunreinigung statt, wie z.B. durch Kot oder Tierkadaver. In solchen Fällen kann eine erhebliche Wasserbelastung vorliegen.
Wanderer und andere Outdoor-Enthusiasten, die solches Wasser schöpfen und abkochen, verringern ihr gesundheitliches Risiko nahezu auf Null. Zugleich punktet das Abkochen mit seiner Einfachheit. Es ist so gut wie immer möglich, vorausgesetzt es steht ein geeignetes Gefäß zur Verfügung und es kann Feuer gemacht werden. Deshalb ist es immer noch eine starke Alternative zur Filterung. Zwar gibt es mittlerweile leistungsstarke Filtersysteme, doch sollten diese ausfallen, bleibt das Abkochen als Ausweg.
Wassertemperatur und Kochdauer berücksichtigen
Wer sein Trinkwasser abkochen möchte, sollte die folgenden drei Aspekte beachten.
Risiko chemischer Verunreinigungen
: Insbesondere bei der Wasserentnahme in der freien Natur sollte überlegt werden, woher das Wasser stammt und wie rein es ist. Diese Überlegung ist vor allem im Hinblick auf Wasserbelastungen durch Chemikalien wichtig. Je weiter sich die Region abseits der Zivilisation befindet, desto geringer ist im Regelfall die Gefahr einer Verunreinigung durch den Menschen. Doch Obacht, die Gefahren nehmen zu. Schleichend. Und langsam aber sicher. Wie unserem Beitrag zur Trinkwasser-Gesundheit entnommen werden kann.
Wassertemperatur
: Beim Abkochen ist das Erreichen einer hohen Temperatur entscheidend. Echtes Kochen findet erst bei einer Temperatur von mindestens 100 Grad Celsius statt. Mindestens bis zum Siedepunkt sollte das Wasser erhitzt werden, damit Bakterien, Viren und andere Erreger mit Gewissheit absterben.
Kochdauer
: Kurzes Abkochen genügt, um die große Mehrheit aller Erreger zu zerstören. Jedoch gibt es Erregerarten, die einer Wassertemperatur von 100 Grad Celsius etliche Minuten lang standhalten können. Experten raten daher zu einer Kochdauer von gut 30 Minuten. Doch gerade auf Outdoor-Touren werden solche Kochzeiten eher selten eingehalten werden, weil sie den Brennstoffverbrauch stark erhöhen. Somit muss am Ende jeder selbst entscheiden, wie lange das Wasser abgekocht wird.